Beschreibung
Schon als Kind war ich ein ewig Reisender. Wenn ich von fernen Ländern las oder hörte, träumte ich mich dorthin, versuchte ich mir vorzustellen, wie es dort aussehen mochte. Seit dieser Zeit geistert mir der Begriff Sandmeer im Kopf herum. In diesem Jahr habe ich es mit eigenen Augen gesehen. Die Begegnung mit der Sandwüste im Süden Marokkos hat in mir eine ähnliche Reaktion ausgelöst wie der Anblick der schwedischen Schären an der Westküste im vergangenen Jahr.
Am frühen Morgen um kurz nach fünf sind wir mit einem Geländewagen mit Fahrer in die Wüste aufgebrochen. Hier, in m’Hamid, 35 Kilometer nördlich der Grenze zu Algerien, endet die asphaltierte Straße. Warnschilder am Straßenrand warnen mehrsprachig vor den Gefahren der Wüste. Ab hier geht es nur noch mit Dromedaren oder Geländewagen weiter, unbedingt mit einheimischem Führer oder einem GPS an Bord. Wie unser Fahrer den Weg findet, ist mir ein vollkommenes Rätsel. Fast zwei Stunden holpern wir über Steine, schlingern durch Sand und rasen auch mal über etwas, was man im Scheinwerferlicht für eine Piste halten kann.
Dann wird es hell und langsam schälen sich in der Ferne Berge aus dem Morgendunst. Es sind die Sanddünen von Erg Chegaga. Ein Camp taucht auf, der Fahrer macht noch einen kleinen Schlenker und stellt den Wagen auf einen kleinen Sandberg. Er wendet sich zu uns und sagt auf französisch: Genießen Sie den Sonnenaufgang!
Und da bin ich nun. Etwas fassungslos blicke ich auf die bis zu 250 Meter hohen Sandberge vor mir, die noch ohne jede Farbe sind. Wir setzen uns auf eine Düne und sehen nach Osten, wo sich die Sonne langsam sehen lässt, in die Richtung, aus der wir gekommen sind.
Ganz wie an der schwedischen Westküste mache ich mich der Dimensionen bewusst. Seit Jahrhunderten weht hier der Sand, wechselt das Bild der Landschaft von Stunde zu Stunde, werde ich als Mensch ganz klein. Nur eins ist anders als am Meer. Die vollkommene, unfassbare, überwältigende Stille. “Water cleans your body, the desert purifies your soul, Wasser reinigt deinen Körper, die Wüste deine Seele”, habe ich auf einer marokkanischen Webseite gelesen. Wie wahr! Fünf Minuten auf einer Sanddüne in der Sahara, allein, haben den gleichen Effekt auf mich wie 30 Minuten gelungene Meditation in der sogenannten Zivilisation. Ein Morgen in der Wüste – das ist wie eine Reise in’s Innere.
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